Evangelisches Krankenhaus Hattingen
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Unter Refluxkrankheit versteht man den Rückfluss des Mageninhaltes in die Speiseröhre. Etwa 20 % der Bevölkerung in Deutschland leidet immer wieder unter Refluxbeschwerden wie zum Beispiel Sodbrennen. Bei vielen Menschen verschwinden diese Beschwerden von selbst, andere dagegen leiden oft Jahre bzw. jahrzehntelang unter den typischen quälenden Beschwerden der Refluxkrankheit, die ihre Lebensqualität stark beeinträchtigen.
Zum besseren Verständnis der Ursache der Refluxkrankheit sei der Aufbau des oberen Verdauungstraktes kurz erläutert: Die Speiseröhre ist ein etwa 30 cm langer Muskelschlauch, der vom Schlund bis zum Mageneingang verläuft. Am unteren Ende ist die Speiseröhre mit einer Art Schließmuskel mit dem Magen verbunden, der als Ventil funktioniert. Dieses muskuläre Ventil sorgt dafür, dass nur sehr wenig Säure aus dem Magen in die Speiseröhre zurückfließen kann. Bei einigen Menschen ist jedoch die Funktion dieses Ventils gestört. Das Ventil kann dann dem Druck der Säure aus dem Magen nicht mehr standhalten, so dass diese von unten nach oben in die Speiseröhre aufsteigt. Weiterhin kann auch die Transportfunktion der Speiseröhre gestört sein, dann wird die aufgestiegene Säure nicht mehr schnell genug in den Magen zurück transportiert und verursacht so Beschwerden.
Die Magensäure steigt umso leichter in die Speiseröhre auf, wenn der Druck im Bauchraum sich erhöht. Dies ist zum Beispiel der Fall bei Übergewicht, einengender Kleidung und auch ausgeprägten Blähungen. Eine besondere Situation, die zeitlich begrenzt ist, ist die Schwangerschaft. Zusätzlich begünstigen Zwerchfellbrüche das Hochgleiten des Magens aus dem Bauchraum in den Brustraum.
Die beste Aussagekraft zur Beurteilung einer Refluxkrankheit und von Geschwürserkrankungen hat die Magenspiegelung (Gastroskopie). Hierbei schluckt der nüchterne Patient einen flexiblen Schlauch, bestehend aus beweglichen Glasfasersträngen, der am Ende eine Kaltlichtquelle aufweist. Über eine Optik kann der Arzt direkt die innere Oberfläche der Organe betrachten. Hierbei können außerdem schmerzlos Gewebeproben entnommen werden. In der Therapie können Blutungen gestillt und zum Beispiel Fremdkörper entfernt werden. In der Regel wird der Rachen vor dem Einführen des Schlauches örtlich betäubt und auf Wunsch auch eine Kurznarkose durchgeführt. Typische Beschwerden der Refluxkrankheit der Speiseröhre sind Sodbrennen, saures Aufstoßen, Schluckbeschwerden, aber auch allgemeine Symptome wie Völlegefühl und Übelkeit. Sehr häufig lösen Kaffee, Alkohol, Fruchtsäfte, Zitrusfrüchte, scharfe Gewürze, Nikotin und seelische Aufregung die Beschwerden aus. In der Rückenlage und vor allen Dingen beim Bücken werden die Beschwerden noch quälender.
Die betroffenen Patienten können eine Menge selbst gegen ihre Refluxkrankheit tun. Zu diesen Maßnahmen zählt die Empfehlung, viele kleine Mahlzeiten mit wenig Fett und viel Eiweiß zu essen. Weiterhin sollte die letzte Mahlzeit nicht zu spät am Abend eingenommen werden. Hilfreich ist es, das Kopfteil des Bettes zu erhöhen. Schließlich sollte Übergewicht reduziert, Stress vermieden und das Rauchen eingestellt werden. In vielen Fällen ist jedoch die regelmäßige Einnahme von säurehemmenden Medikamenten unumgänglich. Die am stärksten wirksame Substanzklasse sind die sogenannten Protonenpumpenhemmer, die die Säurebildung im Magen weitestgehend hemmen und somit dafür sorgen, dass keine Säure aus dem Magen in die Speiseröhre zurückfließen kann. Protonenpumpenhemmer werden seit vielen Jahren erfolgreich zur Therapie der Refluxkrankheit eingesetzt. Es gibt zahlreiche Daten zur Langzeitsicherheit dieser Medikamente. Eine immer wieder gestellte Frage ist, ob es möglich ist, langfristig die Säurebildung im Magen zu unterdrücken. Eine solche Behandlung ist auch über längere Zeit möglich, ohne dass unerwünschte Auswirkungen für den Körper entstehen.
In den letzten Jahren ist deutlich geworden, dass die Symptome der Refluxkrankheit sich auch äußern können in Asthmaanfällen bzw. Luftnotattacken und so der Blick nicht direkt auf die Problemzone in der Speiseröhre gelenkt wird. Chronische Heiserkeit mit entzündlichen Veränderungen im Kehlkopfbereich sind ebenfalls mögliche Folgen der Refluxerkrankung.
Problematisch ist der komplikative Verlauf der Refluxkrankheit mit Ausbildung von Geschwüren in der Speiseröhre, die auch bluten können. Die ständige Säurestimulation ist darüber hinaus bei einem kleinen Teil der Patienten das Risiko von Speiseröhrenkrebs gegeben, weswegen Kontrolluntersuchungen notwendig sind.
Heute stehen neben der Magenspiegelung auch die pH-Metrie und Manometrie der Speiseröhre zur Verfügung, bei denen mittels kleinster Schläuche der Druck im Muskel am Übergang Speiseröhre/Magen ebenso gemessen werden kann wie die Menge an saurem Rückfluss in die Speiseröhre. Diese Untersuchungen sind insbesondere dann unverzichtbar, wenn die Möglichkeit einer Operation erwogen wird, die das Ziel hat, die Ventilfunktion am Mageneingang wieder zu verbessern. Ein solches Vorgehen erfordert die enge Zusammenarbeit der beteiligten Fachärzte (Hausarzt, Gastroenterologe, Chirurg).